Archiv der Kategorie: (a)(r)(t)FREIHEIT

Berechtigte Angst vor Bildern

Am Abend des 15.10.2017 – drei Tage vor dem 30. Jahrestag der sogenannten Todesnacht von Stammheim  – strahlte die ARD in ihrem laufenden Programm den Tatort „Der rote Schatten“ aus. Der vom SWR produzierte Beitrag in der Regie von Dominik Graf spielt in Stuttgart, Ermittlerduo Lannert und Bootz (Richy Müller und Felix Klare) werden mit einer scheinbaren Beziehungstat konfrontiert, die sich zunächst zu einer innerfilmischen Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und dann zu einer medialen Auseinandersetzung in BILD, Spiegel Online und FAZ ausweitet.

Der Plot ist gerade aufgrund der wiederholten Verstrickungen von V-Leuten und staatlichen Behörden wie im Fall von Benno Ohnesorg , des NSU und jüngst von Anis Amri  brisant (ein seit den 1970er Jahren für den Verfassungsschutz gegen die RAF agierender V-Mann wird bis heute von Polizeibehörden und Staatsanwaltschaft trotz dringenden Mordverdachts geschützt), soll an dieser Stelle nicht interessieren.


Quelle: Bundesarchiv, Plak 006-001-058 / Grafiker: unbekannt >> .

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Jonathan Meese – kurzweilig und dogmatisch

Es ist gut, dass an diesem goldenen Herbst Sonntag-Mittag immer auch der Hauch des Hofnarren mitschwingt, wenn Jonathan Messe, begleitet von seiner Mutter und Ratgeberin, Brigitte Messe, sowie Intendant Thomas Oberender im Foyer des Berliner Festspielhauses mit Pressevertretern durch die von ihm errichteten Installationen wandelt, die seine Opernregie bei „Mond-Parsifal Beta 9-23″* flankieren. Unterstrichen wird seine Rollenbesetzung dabei durch zahlreiche Anleihen an eine Stand-Up Performance.
Wollte man diese Rollenzuschreibung nicht zugestehen, blieben allerdings inkonsistente Eindrücke zurück.


Jonathan Meese, Mutter Brigitte Meese sitzend links

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Die Räumung der Volksbühne

Am 28.9.2017 wurde nachmittags auf Wunsch des Intendanten der Volksbühne Chris Dercon die Räumung der besetzten Volksbühne durch die Polizei Berlin vorgenommen.

Informationen zum Verlauf der sieben tägigen Besetzung

Presseschau Stand 28.9.2017

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Die selbsternannte Besetzung der Volksbühne

Parallel zur Bundestagswahl 2017 und dem Berlin Marathon hat am Freitagnachmittag, 22.9.2017, die Aktivistengruppe „Staub zu Glitzer“ das Gebäude der Berliner Volksbühne, nach Eigenaussagen, besetzt.

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Foucault, die Dritte: Die Ordnung der Kunst

1966 legt Michel Foucault seine Abhandlung zur „Ordnung der Dinge“ (Les Mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines) vor, in der er „das Wissen über Lebewesen, über die Gesetze der Sprache und über ökonomische Zusammenhänge“ von der Renaissance bis zur Gegenwart philosophisch und historisch untersucht. Er diagnostiziert in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und um 1800 zwei Brüche, um dann im 19. Jahrhundert die Humanwissenschaften (Psychologie, Soziologie, Kultur-, Ideen- und Wissenschaftsgeschichte) und im 20. Jahrhundert mit der Linguistik, Ethnologie und Psychoanlyse weitere Wissensformen entstehen zu sehen.

1970 setzt Foucault in seiner Antrittsvorlesung zu seiner Berufung am Collège de France mit der „Ordnung des Diskurses“ (L’ordre du discours, 1971 veröffentlicht) sein Ordnungsmotiv fort, in der er diejenigen Prozeduren herausarbeitet, die den Diskurs kontrollieren, selektieren, organisieren und kanalisieren, um dessen „unberechenbares Ereignishaftes zu bannen“. Durch Ausschließungsprozeduren, durch interne Prozeduren (Klassifikation, Anordnung und Verteilung) sowie durch die Verknappung des Autors würden die Kräfte und Gefahren des Diskurses gebändigt.

2016 versucht sich nun die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Fearless Speech. Anschlüsse an Foucault“ mit einem Sprachspiel an einem dritten Teil, an der „Ordnung der Kunst„. Hierbei handelt es sich um nur einen Slot (am 17.4.2016), mit dem neben anderen wie „Foucault und der Neoliberalismus“ (16.3.2016) „Foucault 40 Jahre danach“ (22.6.2016) untersucht werden soll. Die Veranstaltungsreihe am Berliner HAU versucht sich also nach Eigenaussagen an einer Revitalisierung und Reaktualisierung Foucaults, die zunächst rhetorisch oder auch taktisch deklariert erscheint, da Foucault angesichts der Disziplinierungs-, Macht- und Wahrheitsrelevanzen (Stichwort Facebook, Bankenrettung und „Lügenpresse“) heutiger Debatten zumindest im Wissenschaftsmilieu keine Aktualität eingebüßt hat, man also durchaus von einer ungebrochenen Rezeption Foucaults sprechen kann. Genauer formuliert versucht die Veranstaltungsreihe eine „ästhetische Wende“ in der Rezeption Foucaults auszurufen (zu konstatieren? zu begleiten?), die der eingeladene Philosoph und Nachlassverwalter Foucaults (und GuattarisRoberto Nigro gegenwärtig im Anschluss an Foucaults zunächst politischer, dann moralischer Reflexion bzw. Rezeption beobachtet. Diese ästhetische Wende hätte, so Nigro, mit der Transformation des globalen Kapitalismus zu tun, die nun die Ästhetik in den Blick bringe und nehme. Der ebenfalls eingeladene Kunstsoziologe Ulf Wuggenig stützt diese These wenn auch aus methodologischer Perspektive, indem er den Poststrukturalismus als theoretischen Rahmen für die Kunst ohnehin geeigneter sieht als die Kritische Theorie. Ob es sich hier um rezeptionsrelevante, wissenschaftshistorische, politische oder gar hochschulpolitische Interessen handelt, die den Anlass zu der Veranstaltung gegeben haben, sei dahin gestellt, zumindest fällt sie zeitlich mit der Herausgabe weiterer Texte zum 90. Geburtstag von Foucault zusammen.

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Stören! Alain Badiou zu „Flüchtlingskrise“, Politikerneuerung und Theater

Als „ehemaliger Maoist und politischer Aktivist“ wurde Alain Badiou in Berlin angekündigt, als „Verfechter der Idee des Kommunismus“, auch als Philosoph, Mathematiker und Romancier, dem Theater und der Inszenierungspraxis zugetan.

Im Format eines Interviews traf Badiou am 4.2.2016 im Berliner Gorki-Theater in der vom Wiener Passagen Verlag veranstalteten Reihe Passagen Gespräche auf seinen Verleger und Herausgeber Peter Engelmann und die erste Frage zielte auf die aktuellen Ereignisse.

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Badiou klärte seine Sicht der Dinge: Vor der sog. Flüchtlingskrise hätte es eine Krise im Nahen Osten gegeben, deren Verantwortung bei den verursachenden westlichen Staaten liege: bei den Vereinigten Staaten von Amerika für die Zerstörung des Irak und bei Frankreich für die Zerstörung von Libyen. Die EU müsse nun darlegen, ob es eine Politik der Regelung der Ursachen gebe, wenn nicht, dann müssen die Flüchtlinge akzeptiert werden – denn Menschen gehen dorthin, wo sie leben können. Wenn die Ursachen nicht behoben würden, so Badiou, müssten die Wirkungen akzeptiert werden. Angst sei zudem nie ein guter Ratgeber, ein Einschließen in die eigene Identität führte bisher immer zum Desaster.

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Prototyp Black Mountain College

„Unser zentrales und konsequentes Bestreben is es, Methoden zu lehren, nicht Inhalte; den Prozesse gegenüber den Ergebnissen zu betonen; den Studenten zur Erkenntnis zu bringen, dass die Anwendung des Wissens […] für uns wichtiger ist als die Fakten selbst.“ (John Andrew Rice, Gründer Black Mountain College, 1933)

Eine kunsthistorische Ausleuchtung des wohl einmaligen kunst- und lebenspädagogischen Experiments des Black Mountain College von 1933 bis 1957 in der Nähe von Asheville, in den Blue Ridge Mountains im US-Bundesstaat North Carolina, am See Eden gelegen, stand seit längerem an (siehe auch den nur schmalen Eintrag in der deutschen Wikipedia). Nun sind zahlreiche Leihgaben der Josef und Anni Albers Foundation in Connecticut im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen, angereichert um einen Blog sowie um ein Symposium am 25. und 26.9.2015 zum Thema Education.

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Nicht zufällig fällt der Beginn des Experiment, das heute als ein „inter- und trans-disziplinäres sowie multimediales“ bezeichnet wird, mit der erzwungenden und im Kollegium beschlossenen Selbstauflösung des Bauhauses zusammen – und wohl auch nicht zufällig endet das Experiment 1957 in der McCarthy-Ära aufgrund eines kommunistischen Generalverdachts unter nicht unähnlichen Umständen wie das Bauhaus in Deutschland unter den Nationalsozialisten. Einige der damaligen Bauhaus-Beteiligten wie Josef und Anni Albers wechselten übergangslos – wenn auch nicht unproblematisch, hatten doch Regierung, Kultusministerium, Devisenamt und das amerikanische Konsulat ein Mitspracherecht – zum 26.11.1933 in den Lehrbetrieb in North Carolina. Ein ausgestellter Briefwechsel zwischen Albers und einem der beiden Gründer Theodore Dreier zwischen dem 28. September 1933 und dem 31. Oktober 1933 gibt eindrucksvoll Auskunft nicht nur über die damaligen Kommunikationswege, die Geschäftssprache, die Verhandlungsformen, die Geschlechterhierarchien und Bezahlungen (1000,- Dollar plus „room and board for yourself and your wife“), sondern auch über die damaligen politischen Verhältnisse in Deutschland wie auch über die finanziellen Möglichkeiten und den Gründergeist für „Methoden“, „Prozess“ und „Wissensanwendung“ statt „Inhalte“, „Ergebnisse“ und „Fakten“. Dreier stellt „a progressive education“, „an adventurous and a pioneering one“, „an experiment“ und „no restrictions on the teaching methods“ in Aussicht, er genrefiziert Black Mountain als „college of liberal arts“ und als „educational organism“ und konstatiert: „we feel that the arts should play an important part both in our communitylife and in the educational process“ – Formulierungen, die 2015 für die Aquise von Spenden für eine Institutsgründung taugen würden. Auch andere Emigranten kamen: der Architekt und Bauhausgründer Walter Gropius, die Psychiater Fritz und Anna Moellenhoff, der Schönberg-Schüler Heinrich Jalowetz, die Musikerin Johanna Jalowetz, Xanti Schawinsky, Cellist und Saxofonist der Bauhaus-Jazz-Kapelle und ehemaliger Mitarbeiter von Oskar Schlemmer.

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11+x Gründe…

…für meine Skepsis gegenüber den „Aktionen“ vom Zentrum für politische Schönheit und warum es sich nicht um Aktionen, sondern um Skulpturen (Strukturaushärtungen) handelt:

– Das ZPS lässt sich ihre vorweggenommenen, bereits auf gemeinschaftlichem Konsens beruhenden und damit nicht überraschenden Beobachtungen bestätigen. Sie kondensieren, dass
keine syrischen Flüchtlingskinder in Deutschland aufgenommen werden können (Die Kindertransporthilfe des Bundes, 2013),
die EU-Außengrenzen in Form von Zäunen nicht eingerissen werden können (Erster Europäischer Mauerfall, 2014),
die bundesdeutsche Flüchtlingspolitik die ertrunkenden Flüchtlinge im Mittelmeer nicht in ihren Blick nimmt (Die Toten kommen, 2015)

– Das ZPS baut in ihre Szenerien Situationen ein, die aufgrund einer (juristisch, geografisch, organisatorisch, architektonisch) fixierten Nomenklatur verlässlich, vorhersagbar und damit berechenbar und kalkulierbar sind:
Einreißen von EU-Außengrenzen ist nicht möglich
Bundesregierung reagiert auf Einladungen innerhalb weniger Stunden nicht
Repräsentanten sind über das Entfernen der Kreuze für die Mauertoten „not amused“
Demonstrationen in der Bannmeile sind verboten (§ 16 VersG, § 1 BefBezG)
Totentransporte auf Demos sind nicht erlaubt (§1 BestattungsG)
unvereinbarte Installieren von Skulpturen im öffentlichen Raum, hier im Areal des Bundeskanzleramtes, oder das Anlegen von Friedhöfen im öffentlichen Raum sind nicht erlaubt

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3.7.2014: Zwei Whistleblower sagen aus

Geplant war, im Anschluss an die Beobachtung der 4. öffentlichen Anhörung der 11. Sitzung des NSA-Untersuchungsausschusses am 3.7.2014 von 13h bis 0.30h mit einigen wenigen Unterbrechungen einen Artikel zu verfassen, der betitelt hätte sein können mit: „Der BND als Wurmfortsatz der NSA“ oder „NSA – ein totalitäres Vergehen“ oder „NSA: Alles abgreifen!“ oder „Telekom-Handy: Unsicher“ oder „Inszestuöse Beziehungen zwischen Geheimdiensten und Industrie“ oder „Snowden soll zu seiner Sicherheit bleiben, wo er ist“ oder „Snowden ist Lackmus-Test der Demokratie“ oder „Microsoft, Google und NSA – eng verbunden“ oder „Facebook – eine Erfindung der NSA?“ oder „Drohnenprogramme unter Obama in Deutschland getestet“ oder „Alles noch viel schlimmer als befürchtet…“ oder „Wer googelt, füttert NSA“ oder „Auf den 9.6.2013 folgt der 3.7.2014: Zeugenaussagen von 2 Whistleblowern zur NSA“ oder „Innenleben der NSU –  zwei Geheimdienstler geben Einblick“.

Nach Lektüre der Berichterstattungen in ZeitTelepolisFAZSüddeutscheSpiegel Online, Bild und vom Deutschen Bundestag haben wir uns entschieden, unsere Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen, um nicht in Folge journalistischer, sprachlicher oder dramaturgischer Aspekte unsere Informationsweitergabe zu beschränken. Zu Gleichem hat sich netzpolitik.org entschieden. Hinzu kommt, dass die stenografisch verfassten Protokolle der Sitzungen nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, es sei denn, der Ausschuss wählt am Ende seiner Untersuchungen Dokumente für die Anlage seines Berichts aus.

2014-NSA-UA

Unsere Notizen folgen partiell der Chronologie und sind Themenkomplexen zugeordnet.

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Post-Prism

Man kann sagen, der Name war Programm bei der Diplom-Arbeit von Martin Wecke, die er 2014 im Fach Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin vorgelegt hat. Die Tools auf Post-Prism.net sind operationale Interventionen und bieten interessante technische Ansätze, die die bekannt gewordenen Überwachungs-Maßnahmen von Geheimdiensten aller Länder in gewisse Schranken weisen, zumindest das Erschweren von Überwachung ermöglichen können.

Auf der Ebene ‚Hollow‘ (zu deutsch: Höhle, Aussparung) geht es dabei um die Verarbeitung von Text, auf der Ebene ‚Compost‘ (zu deutsch: Kompost) um den Umgang mit Bildern. Auf einer dritten Ebene mit dem Namen ‚Public Space‘ (zu deutsch: Öffentlicher Raum) veranschaulicht der 1986 geborene Wecke schließlich, was nicht nur für Schnüffler in offenen Netzwerken sicht- und verwertbar wird, sondern inzwischen eines der verbreitetesten Geschäftsmodelle im Zusammenhang von kostenlosen, besser gesagt ohne unmittelbare Bezahlung nutzbaren Internet-Dienstleistungen sowie Smartphone-Apps darstellt: das umfassende Protokollieren von Nutzerdaten- und verhalten und der Verkauf solcher Informationen zur Optimierung von Geschäftsprozessen aller Art.
Denn tatsächlich sind der Kreativität der Auswertung bzw. auch der Zusammenführung unterschiedlichen Datenmaterials keine ersichtlichen Grenzen gesetzt. Oftmals durchaus mit fragwürdigen Schlussfolgerungen, denn im Zshg. von BigData geht es auch um ein neues Glaubensbekenntnis, das Prognostizieren von Nutzerverhalten anhand vorherigen Verhaltens zur Optimierung des eigenen Verhaltens. In Wirtschaftszusammenhängen geht es noch um Fragen, welche Werbung dem Nutzer auf von ihm besuchten Seiten angeboten wird, vielleicht sogar, in welcher Größenordnung Produktionen beauftragt oder Unternehmenressourcen eingesetzt werden. In perfider Form kann das bei Geheimdiensten heißen, dass etwa Profile von Staats- oder Glaubensfeinden erstellt und dann mit allen anderen abgeglichen werden. Zeigen sich Ähnlichkeiten – was dabei als Ähnlichkeiten aufzufassen ist und was nicht, hängt entscheidend von den Vorgaben des Suchenden ab – befinden sich Profil-Ähnliche im Visier von Überwachung und unter Umständen auch im vorbeugenden Gewahrsam. Was das in letzter Konsequenz bedeuten kann, zeigt im Falle der USA das Gefangenenlager Guantanamo Bay eindringlich.

Die Ebene ‚Public Space‘ der Arbeit Post-Prism jedenfalls vermag dem, der sich einmal in einem von Wecke gehackten Netzwerk aufhält, deutlich die von allen aktuellen Beteiligten des Netzwerkes ‚erarbeiteten‘ Daten zu offenbaren. Fast gespenstisch wird das auch noch als ein transparenter Layer im eigenen Browser-Fenster ansichtig. Die folgenden Schemata von Wecke zeigen die Funktionsweise des Zugriffs auf.

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Der Neue Realismus?

Während vor etwa 100 Jahren im Rahmen sogenannter Völkerschauen auf Europas und Nordamerikas Jahrmärkten, Volksfesten, Varietees oder Gewerbe- und Kolonialausstellungen sog. „Lippenneger“, „Kanaken der Südsee“ (Münchner Oktoberfest, 1931) oder „Eingeborene“ im Düsseldorfer Zoo (1937) gezeigt wurden, nimmt nun in Hamburg, “dem Ort der Gründung des Tierpark Hagenbeck durch den Völkerschauausrichter Carl Hagenbeck (1907)“ die Wiener Künstlergruppe God’s Entertainment die Technik des Zurschaustellens auf und präsentiert im Rahmen des Live Art Festivals Zoo 300 auf Kampnagel „sechs bis neun Randgruppen-Menschenarten“ (O-Ton):

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Kunst in Verteidigung der Demokratie – Art in defence of democracy

„Ich will nicht innerhalb einer so genannten Demokratie Kunst herstellen. Ich will dazu beitragen, die Demokratie selbst zu gestalten“ sagt Jonas Staal und lädt im Rahmen der 7. Berlin Biennale zum „New World Summit“, einem zweitägigen Kongress am 4. und 5. Mai 2012 in die Berliner Sophiensäle ein.

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Das Parlament des „New World Summit“ soll, so Staal, eine demokratische Ergänzung der bestehenden politischen Ordnung bilden und einen öffentlichen politischen Raum schaffen, in dem das demokratische System selbst und zwar zugunsten der Idee einer fundamentalen Demokratie, des Ideals einer dauerhaften Bewegung, eines offenen Prozesses zur Diskussion steht.

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Im Moment des Agierens und Einnehmens erfolgt(e) der Moment der Missachtung und des Zerstörens.

Cyprien Gaillard, „the recovery of discovery, Kunst-Werke Berlin, 27.3. – 22.5.2011

Zu Beginn der Vernissage, Samstag, 26.3.2011, gegen 17h, war eine 7 Meter breite, 7 Meter lange, 7 Meter hohe Stufenpyramide in gleissendem Neonlicht zu sehen. Konstruiert aus blau-weissen EFES-Kartons, die die Stufen der Pyramide bildeten und als Behältnis von 72.000 Bierflaschen dienten.

Am Ende der Vernissage, Sonntag, 27.3.2011, gegen 1h war der große Saal der Berliner Kunst-Werke im Erdgeschoss eine Massenansammlung von Youngstern, die im Verlauf des Abends die Pyramide kaperten und sich über die verschiedenen Höhenniveaus mit Bierflasche in der Hand bis unter die Decke der kw schraubten – eingehüllt in Tabakwolken und Biergerüchen, als Highlight dokumentiert durch die eigenen, blitzenden Handys.
Von den EFES-Pappkartons waren noch zerfleddderte Reste zu sehen, einige empfingen bereits im Eingangs- bzw. besser gesagt im Ausgangsbereich der Kunst-Werke.

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„Die Stadt gehört doch eigentlich uns allen…“

Letzter Termin ist vorerst der 16.4.2010 und zwar „mittendrin“ im praktizierten „Recht auf Stadt“ in Hamburg, das hier seit 2008 in Anspruch genommen wird. Christoph Schäfer, in Hamburg lebender Künstler, wird seine Publikation „Die Stadt ist unsere Fabrik“, ein Bildessay in 158 Zeichnungen (verlegt bei Spector Books Leipzig), im Hamburger Gängeviertel präsentieren, das seit August 2009 von 200 Künstlern besetzt wird.

In sechs Kapiteln erzählt Schäfer in unterschiedlichen Dichten und Geschwindigkeiten die Geschichte des Urbanen: Beginnend vor 60.000 jahren – vor 5.000 jahren dann die Erfindung der Stadt (als verdichtete Unterschiedlichkeit), Uchisar und Ischtar Tempel in Assur, über London, Paris und Kowoloon walled City… Angelehnt an Henri Lefebvres Theorie der Revolution der Städte (frz. 1970, dt. 1990), nach der Raum ein soziales Produkt sei und erst durch soziales Handeln entstehen würde, sich hieraus zwingend etwa das Recht der Anwesenheit oder das des Zugangs ergebe (Holm), zeichnet sich Schäfer mit Aquarellstiften vom Ur-Schlamm bis in die Hamburger „Recht auf Stadt“ Bewegung und versteckt nicht seine Abneigung der „glitschigen postfordistischen Verhältnisse“.

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Statt Psychose „quite clever“

Am 21. Januar 2009 simulierte die Künstlerin Guantanamo (Jhg. 1973) auf der Liljehomsbruecke in Stockholm die Symptome psychisch verwirrter Personen und wurde von der Polizei in die psychiatrische Notaufname des St. Goeran Hospital gebracht. Hier wurde sie mit Beruhigungsmitteln ruhig gestellt und an einem Bett festgebunden.
Am nächsten Tag teilte Odell dem Krankenhauspersonal mit, dass sie am Abend zuvor simuliert hätte, dies Teil ihres Diplomprojektes an der Konstfack 2009 sei und nun den Titel Okänd Kvinna 349701 tragen würde. Mit dieser Arbeit wolle sie die schwedische Psychiatrie thematisieren, mit welcher sie bereits vor 10 Jahren Erfahrung gemacht habe.

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Quelle: http://www.konstfack2009.se/bachelor/bafa/anna-odell

Aus dem Abschlussbereicht vom 22.01.2009:

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