Netzzensur, aufgepasst!

Nachdem wir uns bereits an dem Projekt Zone*Interdite der Künstler Christoph Wachter und Mathias Jud erfreuen konnten, überraschen die beiden Schweizer nun mit einem neuen Projekt:
Picidae – benannt nach dem Specht, der in Mauern, hier in die Firewall netzzensierender Länder Schlupflöcher schlägt.

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Das Kunstprojekt unterwandert federleicht die Netzzensur Chinas, Koreas, Kubas, Vietnams, Nordrhein-Westfalens oder arabischer Länder wie Iran, Saudi Arabien oder Syrien, und zwar mit Bildern von hier und dort verbotenen Netzseiten zum Beispiel von Wikipedia oder der BBC.

Denn statt auf html-seiten surft der User auf Abbildern von Seiten, die der Pici-Server erstellt. Bilder, die nun nicht mehr nach unerwünschten Schlüsselwörtern auffindbar, dadurch zu indizieren und zu blockieren sind.

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Im Frühjahr 2007 reisten Wachter und Jud zu einem Selbstversuch nach Beijing und Shanghai, um in chinesischen Internetcafés dort gesperrte Seiten zu Themen wie den Menschenrechten, dem Tibet oder dem Tian’anmen-Massaker im Juni 1989 auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking aufzurufen. Picidae erwies sich als funktionsfähig und zuverlässig.

Die Software selbst steht unter GNU General Public Licence und steht damit in der Developer Section zur Weiterentwicklung frei.
Jede/r ist in der Lage, den Quelltext frei zu downloaden und selbst als Pici-vider einen Pici-Server zu betreiben. Picidae erprobt hierüber ein dezentrales Serversystem, um Zensur und Eingriff zu vermeiden, das sich in naher Zeit geografisch global entwickeln soll. Als Alternative können Web-Account-Besitzer auch einen Pici-Proxy Server betreiben, der wiederum auf einen Pici-Server verweist.

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Ermöglichte Zone*Interdite 3D-Netzspaziergänge beispielsweise durch das Gefängnislager Guantanamo, indem das Projekt mit Mashups von Satelllitenaufnahmen und Maps von Yahoo und Google, Blogs und Websites, mit Verlinkungen zu Wikipedia und Suchmaschinen einblicke in uneinsichtige Militärgebiete dieser Welt erlaubt, ermöglicht die Sichtbarmachung der Auslassungen durch Picidae eine neue Sicht in und auf das World Wide Web, auf dessen Inhalte, Mechanismen, Machtverstrickungen, nationalen und regionalen Beschränkungen und Zugängen.
Denn auch in Deutschland, Frankreich und in der Schweiz, in Firmen und Institutionen werden Webseiten geblockt.

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Eine eindrucksvolle Antwort auf die Frage ‚What is doing the art of tomorrow?‘: Kunst als Instrument, im Vergleich die spezifischen Bedingungen der eigenen Vorstellungen (zum Beispiel des offenen und freien Internets) zu realisieren.

Picture Source: http://www.picidae.net

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