Zeitgleich zur gelebten Demokratie im Rahmen von Stuttgart 21 eröffnete der Württembergische Kunstverein Stuttgart am Schlossplatz, wenige Minuten vom Stuttgarter Hauptbahnhof entfernt, die Ausstellung „Re-Designing the East. Politisches Design in Asien und Europa“ (bis 9.1.2011).
In 6 räumlich fokussierten und thematisch ausgerichteten Sektionen, sortiert nach 6 Ländern, 3 osteuropäische (Ungarn, Polen, Tschechien) und 2 (süd-ost-)asiatische (Thailand und Südkorea) sowie Indien wird die Beteiligung von Designpraktiken an den Prozessen politischer Bedeutungsproduktion seit den 80er Jahren sichtbar gemacht.
Als Untersuchungs- und Belegmaterial dienen Visualisierungen wie Plakate, Logos, Videos, Comics, Zeichnungen, Diagramme…, die Bedeutung herstellen und damit die politischen Meinungsbildungs- und Aneignungsprozesse, die Bestätigungs- und Widerstandsereignisse mit-/konstituieren.
Einige Beispiele:
der Aufruf der Boykottierung von Wahlen (Thailand),
die visuelle Implementierung Tibets in die Weltkarte exemplarisch für die Kommunikation sozialer, humanitärer oder ökologischer Projekte auf Copyleft-Basis durch den nicht-kommerziellen Zusammenschluss design&people,
das Re-Design von Land durch Kartierungstechnologien wie Google, Naver oder Daum am Beispiel des südkoreanischen Ortes Daechu-ri oder auch
das Re-Design von Events wie im Fall der jüngst 2010 versunkenen Fregatte Cheonan.
Hervorragend kuratiert sind die Sektionen Indien (durch Sethu Das), Thailand (durch Keiko Sei) und Südkorea (durch Nathalie Boseul Shin).
Design, vielleicht wäre hier der Begriff der Visualisierung besser geeignet (?), wird somit als konstituierender Bestandteil von Gestaltung nicht nur auf der Bildebene definiert, sondern ebenso als Mit-/Neu-/Retro-Gestaltung soziopolitischer Figurationen.
Aus: pracha suveeranont, language of the others, vernacular thai and designer’s identity
Die Einzelsektionen, kuratiert von 6 Kuratoren der jeweiligen Länder, liefern mit ihren Visualisierungen, Informationstafeln auf deutsch und englisch sowie den A4-Handouts umfangreiche Informationen zu Ländern, Personen, Geschichten, Historien, Ereignissen etc., so dass nach anfänglich gefühlter Überkomplexität die eindrucksvolle Ausstellungsarchitektur sinnvolle Systematisierungen und Strukturierungen bietet.
Unbedingt zu empfehlen!